Liebe Forschungsteilnehmende,

Sie haben bei uns an einer Studie teilgenommen und sind neugierig, was dabei herausgekommen ist? Vielen Dank für Ihr Interesse! Hier ein kurzer Überblick über die Studien, welche bereits ausgewertet sind:

Studie "Dr. Google als Bewältigungsstrategie von Gesundheitssorgen: eine experimentelle Studie"

Viele Menschen nutzen das Internet, um nach gesundheitsbezogenen Informationen zu suchen, obwohl dies die Angst und die Sorge verstärkt, insbesondere bei Menschen, die sich um ihre Gesundheit sorgen. Die Vermeidungstheorie des "Googelns" könnte dieses Verhalten erklären: Sie geht davon aus, dass die Suche nach Symptomen der Vermeidung einer konkreteren Auseinandersetzung mit dem beängstigenden Thema Krankheit dient und somit als Vermeidungsverhalten bezeichnet werden kann.

Um diesen Gedanken zu testen, wurde bei 60 Teilnehmern das Googeln von langen COVID mit Bildern verglichen, in denen sie sich vorstellen sollten, selbst an der Krankheit zu leiden. Die Furchtreaktion wurde anhand von selbstberichteten Angst- und Gesundheitssorgen, Hautleitwert, Herzfrequenz, Herzfrequenzvariabilität und Atemfrequenz bewertet. 

Die Ergebnisse bestätigen teilweise die Hypothesen: Der Hautleitwert zeigt an, dass die Angst während des Imaginierens größer ist als während des Googelns. Die Herzfrequenz, die hochfrequente Herzfrequenzvariabilität und die Atemfrequenz signalisieren jedoch eine stärkere Aktivierung während des Googelns als während des Imaginierens. Die meisten physiologischen Messwerte zeigen eine signifikant stärkere Angstreaktion während des Googelns im Vergleich zum Ausgangswert. Bei den Selbstberichtsmessungen mussten die Analysen aufgrund eines signifikanten Interaktionseffekts der Reihenfolge der dargebotenen Bedingungen für beide Bedingungen getrennt durchgeführt werden. Signifikant stärkere Ängste und Sorgen während des Imaginierens als während des Googelns wurden nur berichtet, wenn die Personen zuerst gegoogelt hatten. Umgekehrt waren die selbstberichteten Werte während des Googelns im Vergleich zum Ausgangswert nur dann signifikant höher, wenn die Teilnehmer die Bilder zuerst hörten.

Die Ergebnisse sind zumindest teilweise mit der Vermeidungstheorie des Googelns vergleichbar. Die Behandlung von Cyberchondrie und Gesundheitsangst könnte von den hier vorgestellten Ergebnissen profitieren.

Studie "Untersuchung des Vorgefühls bei Tic-Störungen über die Lebensspanne: eine Kohortenstudie."

Menschen mit Tic-Störungen (TS) berichten im Kindesalter selten, im Erwachsenenalter mehrheitlich von Vorgefühlen vor Ausführen eines Tics. Die Vorgefühle sind situationsabhängig und variieren sowohl intra- als auch interindividuell. Bei Jugendlichen wurden Zusammenhänge des Vorgefühls mit metakognitiven Überzeugungen gefunden, bei altersgemischten Stichproben Auffälligkeiten in interozeptiver Sensibilität. Wir untersuchten unter Berücksichtigung des Tic-Schweregrads den Zusammenhang von Vorgefühlen, Metakognitionen und interozeptiver Sensibilität über die Lebensspanne hinweg.

59 TS-Betroffene nahmen an einer Online-Fragebogenstudie teil. Vorgefühle wurden über die Premonitory Urge for Tics Scale (PUTS) erfasst, der Tic-Schweregrad über den Selbstbeurteilungsbogen TIC (DISYPS-III: SBB-TIC), die interozeptive Bewusstheit über eine Kurzform der Bewusstheitsskala des Body Perception Questionnaire (BPQ-A) und metakognitive Überzeugungen in Bezug auf Tics über die Belief About Tics Scale (BATS).

Erwachsene berichten höhere PUTS-Werte. Bei Kindern steigt die interozeptive Sensibilität mit zunehmendem Alter. Interozeptive Sensibilität korreliert mit der PUTS. BATS und BPQ sagen PUTS vorher, auch wenn für Tics und Alter kontrolliert wird.

Es ist davon auszugehen, dass die gefundenen altersabhängigen Entwicklungen des Vorgefühls im Jugendalter auf hirnphysiologische Reifungsprozesse zurückzuführen sind. Negative Metakognitionen und Interozeptionsfähigkeit sind jedoch ebenfalls von Bedeutung bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Vorgefühlen und könnten therapeutisch genutzt werden.